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Interview mit Bürgermeisterin Eva Stroka:

900-Jahrfeiern geben den Dörfern Selbstbewusstsein

Volksstimme vom 04.08.2012

Bürgermeisterin Eva Stroka
Bürgermeisterin Eva Stroka

Gunsleben und Neuwegersleben feiern in diesem Jahr die 900. Wiederkehr ihrer ersten Erwähnung. Volksstimme-Mitarbeiterin Gudrun Billowie sprach mit Bürgermeisterin Eva Stroka darüber, wie so ein Jubiläum das Leben verändert.

Volksstimme: Gunsleben und Neuwegersleben liegen geografisch eng beieinander. Beide Orte wurden 900 Jahre alt. Und doch gab es zwei Festumzüge. Warum?

Eva Stroka: Sowohl Gunsleben als auch Neuwegersleben haben ihre eigene Identität und die wollten sie auch während der 900-Jahrfeiern bewahren. Nicht nur die Festumzüge nahm jeder Ort in die eigenen Hände, auch die traditionell gewachsenen Feste wurden gesondert gefeiert.

Volksstimme: Welche Feste sind das?

Eva Stroka: Neuwegersleben hat schon immer sehr intensiv das Schützenfest gefeiert, in Gunsleben war der Höhepunkt des Sommers schon immer das Sommerfest.

Volksstimme: Gab es auch Gemeinsamkeiten bei den Jubiläumsfeierlichkeiten?

Eva Stroka: Es gab mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede, denn die Veranstaltungen wurden zum großen Teil gemeinsam vorbereitet. Vor allem die Vereine haben hier ganze Arbeit geleistet. Die Gemeinde hat dabei unterstützt. Aber in die Vorbereitungsarbeiten der Vereine und Gemeinde haben sich auch viele Bewohner eingeklinkt.

Volksstimme: Gab es Überraschungen?

Eva Stroka: Vielleicht für die Gunsleber selbst. Die Bewohner haben sich zu Beginn der Vorbereitungen gar nicht zugetraut, einen eigenen Festumzug auf die Beine zu stellen. Schließlich leben gerade mal 200 Menschen in dem Ort. Und dann haben sie es tatsächlich geschafft. Außerdem hat mich - und die Gunsleber sicher auch - sehr beeindruckt, dass so viele Gäste am Straßenrand standen und zuschauten.

Volksstimme: Was hat sie besonders beeindruckt?

Eva Stroka: Die schön geschmückten Dörfer. Und ich war erstaunt, wie viele Menschen nach den Festumzügen in Neuwegersleben und Gunsleben zum Feiern geblieben sind. In beiden Orten waren die Festplätze jeweils voller Menschen. In Gunsleben waren zum Festwochenende außerdem mehrere Klassentreffen organisiert, so dass auch viele ehemalige Gunsleber wieder an den Ort ihrer Kindheit gekommen waren. Die meisten davon feierten übrigens auch in Neuwegersleben mit. Beeindruckt war ich auch von der Ausstellung beider Orte im Schloss Gunsleben, die übrigens sehr gut besucht war. Toll war, dass der TAV und der Baubetrieb trotz laufender Arbeiten die Straße für den Festumzug begehbar gemacht haben.

Volksstimme: Tauchen wir mal in die Geschichte ein. Wie kommt es, dass beide Orte im selben Jahr zum ersten Mal erwähnt wurden?

Eva Stroka: Das Kloster Hamersleben wurde 1111 von Osterwieck nach Hamersleben verlegt. In diesem Zusammenhang schenkte die Edle von Thietburg im Jahre 1112 dem Kloster ein Hufe Land in der Feldflur Gunsleben und 21 Hufen land in der Feldflur Wegersleben. Auf diesen Schenkungsurkunden sind die Orte erstmals erwähnt. Diese und andere Fakten sind übrigens in der Festschrift "900 Jahre Gunsleben und Neuwegersleben" nachzulesen. Die Festschrift wurde von Dietmar Buchholz geschrieben und von Hannfried Buchholz zusammengestellt und von der Gemeinde Am Großen Bruch herausgegeben.

Volksstimme: Diese Festschrift ist nicht das einzige Druckerzeugnis, das im Zuge der Feierlichkeiten entstanden ist...

Eva Stroka: Es gibt noch den Bildband "Gunsleben und Neuwegersleben - Eine Zeitreise in die Vergangenheit". Das Team um Peter Gehlmann und Albert Busse hat viele historische Aufnahmen zusammengetragen, so dass ein faszinierender Bildband entstanden ist.

Volksstimme: Frau Stroka, Sie sind erst seit einem Jahr Bürgermeisterin und erlebten einen so besonderen Auftakt Ihrer Amtszeit. Was bleibt für Sie, was bleibt für die Ortschaften Gunsleben und Neuwegersleben?

Eva Stroka: Auf jeden Fall bleibt ein neues Selbstbewusstsein in der Gemeinde. Und es bleibt, dass die einzelnen Dörfer enger zusammengerückt sind. Die Vorbereitung der Feierlichkeiten haben wir ja schon vor zwei Jahren begonnen, ein Jahr zuvor sind wir erst eine Gemeinde geworden. Wir wollen auf jeden Fall weiter zusammenwachsen. Erfreulich war auch, dass sich Bürger aus Wulferstedt und Hamersleben in das Fest eingebracht haben. Und übrigens muss ich mich herzlich bei den Feuerwehren für die Absicherung des Festumzuges bedanken. Für das Engagement aller werden wir uns übrigens im Rahmen einer Veranstaltung am 29. September bedanken. Vor der alten Post in Neuwegersleben wird ein Gedenkstein enthüllt.

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