Streit um einen Sturmschaden im Gunsleber Park

Vorwurf: Sache mit dem Baum war nicht astrein"

Erst lag nur ein Ast in der alten Linde und plötzlich lag der ganze Baum um. Allerdings war dies nicht das Werk des Sturmtiefs "Kyrill", sondern des zuständigen Gemeindearbeiters. Der hat den Baum im Auftrag des Bürgermeisters gefällt, der wiederum sich nun die Kritik des zuständigen Baumschutzbeauftragten einfing. Dieser war nämlich nicht gefragt worden und drohte im Wiederholungsfall mit der Niederlegung seines Ehrenamtes.

Von Sabrina Krug (Volksstime Januar 2007)

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Gunsleben. Bei einem Spaziergang durch den Park in Gunsleben bemerkte Irmgard Heine, dass durch den Sturm am 19. Januar ein Ast bei einer Linde abgebrochen war, der sich in der danebenstehenden 80 Jahre alten Linde verfangen hatte. ,.Das war am Montag, dem 22. Januar. Wir wunderten uns schon, dass die Stelle von unserem Gemeindearbeiter noch nicht abgesperrt worden war", schrieb Irmgard Heine der Volksstimme. "Auch am nächsten Tag hat sich noch nichts getan." Mittwoch, 24 Januar kam dann für sie der Schock. "Wir hörten von unserem Haus die Kettensäge. Ich eilte sofort zum Park.

 

Vier Männer bearbeiteten mit der Kettensäge die Linde, in der der Ast lag. Der Baum wurde einfach gefällt! Es hieß, der Baum müsse zur Gefahrenabwehr abgeholzt werden." Doch, so die Leserin, an dem Baum sei nichts beschädigt gewesen, was das Absägen gerechtfertigt hätte. "Ich sprach die Männer an und wollte wissen, wer ihnen den Auftrag erteilt hat. Der Gemeindemitarbeiter antwortete mir, den Auftrag habe er sich selbst erteilt!", erzählt sie. Die Gunsleberin schlug Alarm. Rief Ordnungsamt und Naturschutzbehörde auf den Plan. Doch niemand griff ein. "Der Baum hätte auf keinen Fall abgeholzt werden dürfen. Es lag doch nur ein abgebrochener Ast in seiner Gabel. Ich verstehe es nicht. "

 

Auch Dietmar Buchholz, ehrenamtlicher Baumschutzbeauftragter im Ort, äußert Kritik an der Aktion. "Ich wurde nicht informiert und hatte nicht die Möglichkeit die Linde zu begutachten. Dass die Linde gefällt wurde, wurde über meinen Kopf hinweg entschieden." Das sei nicht das erste Mal, betont er und drohte im Wiederholungsfall mit der Niederlegung seines Amtes.

 

Ortsbürgermeister Peter Wendland schildert die Baumfällaktion auf Volksstimme-Nachfrage so: "Der Baum hätte Spaziergängern gefährlich werden können. Er steht neben einem Fußweg. Es war Gefahr in Verzug und wenn dieser Fall eintritt, muss ich keinen fragen. Dann darf ich als Ortsbürgermeister sofort und allein entscheiden, ob und wie ein Baum gefällt werden darf oder nicht." Er sei am Montag. 22. Februar, vom Gemeindearbeiter informiert worden, dass durch den Sturm ein dicker Ast in einen anderen Baum gestürzt sei. Daraufhin habe er dem Gemeindemitarbeiter den Auftrag zur Abholzung erteilt.

 

Doch warum wurde die Gefahr erst zwei Tage später gebannt? Peter Wendland: "Der Gemeindearbeiter hat es allein und mit seinem Werkzeug nicht geschafft. Er hat sich Hilfe holen müssen." Doch warum wurde am Montag, gleich nachdem die Gefahr erkannt wurde, die Fläche um den Baum nicht abgesperrt? "Dann hätten wir den ganzen Park absperren müssen, das wäre technisch gar nicht möglich gewesen."

 

Irmgard Heines Vorwürfe, dass der Baum von den Männern nur gefällt worden sei, um günstig an Holz zu kommen, weist Wendland entschieden von sich: "Das ist Blödsinn! Das Holz ging an einen freiwilligen Helfer, der dem Gemeindearbeiter sein privates Werkzeug zur Verfügung gestellt hatte. Das Holz wurde auch nicht verschenkt. Pro Transporterladung bekommt die Gemeinde zehn Euro. Dafür gibt es auch Rechnungen." Auch wolle er klarstellen, dass er für die Erhaltung der Gunsleber Grünflächen sei. "Wir werden an dieser Stelle einen neuen Baum pflanzen verspricht er.

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Anwohnerin sah keine Gefahr im Verzug

Streit um Baumfällung weitet sich aus

Von Sabrina Krug

Gunsleben. Der Streit um zwei gefällte Bäume im Gunsleber Park erhitzt weiter die Gemüter.
Anwohnerin Irmgard Heine traf sich jetzt vor Ort mit Willi Below, Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde. Dass erst ein 100 Jahre alter Ahornbaum und dann ein paar Tage später auch noch eine 80jährige Linde im Auftrag des Ortsbürgermeister in Gunsleben gefällt worden sind, kann Anwohnerin Irmgard Heine nicht verstehen.

 

Die Erklärung des Ortsbürgemeisters Peter Wendland "die Bäume mussten nach dem Sturmtief ,Kyrill` aus Gründen der Gefahrenabwehr abgeholzt werden", akzeptiert die Anwohnerin so nicht. Denn sie habe die Bäume nach dem Sturm gesehen. An ihnen sei nichts beschädigt gewesen, was das Abholzen gerechtfertigt hätte, so Heine.

 

Nach diesen Vorwürfen schaltete sich nun auch die Naturschutzbehörde des Bördekreises ein. "Das tut einem schon weh, zu hören, dass dort zwei alte Bäume gefällt worden sind", sagt Katrin Windel, Sachgebietsleiterin der Unteren Naturschutzbehörde, auf Nachfrage. Nach einem Termin vor Ort prüfe die Behörde jetzt, ob es für diesen Fall eine Rechtsgrundlage gibt. "Wenn ja, werden wir handeln", sagt die Sachgebietsleiterin und ergänzt: "Das schwierige bei diesem Fall ist, dass wir hier vor vollendeten Tatsachen stehen. Die Bäume sind weg. Wir können nur der Frage nachgehen,
was genau ist, wann und wie passiert?" Um diese Frage beantworten zu können, will sich Willi Below in der nächsten Woche mit der Ordnungsamtsleiterin der Verwaltungsgemeinschaft, Kerstin Mroncz, im Gunsleber Park treffen.

 

"Das besondere an dieser alten Parkanlage ist, dass sie in die Kategorie geschützer Park` fällt. Hierfür gibt es keine bestimmte Verordnung", erklärt Katrin Windel. Kommt die Behörde nach eingehender Prüfung zu dem Entschluss, dass der Ortsbürgermeister den Auftrag zur Baumfällung nicht ohne ihre Genehmigung hätte erteilen dürfen, wird dies als "ungenehmigter Eingriff" geahndet. Das Naturschutzgesetz des Landes sieht für solche Fälle ein Bußgeld bis zu 50 000 Euro vor.
Die Bördekreis-Naturschutzbehörde will sich in Gunsleben dafür einsetzen, dass dort neue große Bäume angepflanzt werden. Das wäre auch im Sinne von Anwohnerin Irmgard Heine.

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